Wohl jeder Trainer kennt es auf die eine oder andere Weise: Fehlende Trainingsbeteiligung.
Und das betrifft nicht nur die untersten Ligen, wie etwa die Kreisgruppe oder Kreisklasse. Auch in der Oberliga gibt es noch so manchen Unterschied in der Trainingsbeteiligung von Spieler zu Spieler.
In diesem Artikel zeige ich dir 5 Arten, wie du als Trainer die Trainingsbeteiligung in deiner Mannschaft erhöhen kannst, ohne dabei das Rad neu erfinden zu müssen.
1) Sei gut vorbereitet
Vorbereitung macht nicht nur den Unterschied zwischen einem professionellen Auftreten und einem amateurhaften Auftreten aus, sondern hat eine extreme Signalwirkung an deine Spieler. Bist du gut vorbereitet und weißt, was du heute im Training umsetzen möchtest, werden auch deine Spieler eine ganz andere Motivation mitbringen und gerne im Training mitziehen.
Kenne die Anzahl der Spieler im Training
Um dein Training professionell vorbereiten zu können, solltest du die genaue Anzahl der Spieler kennen, die im Training anwesend sein werden.
Bestenfalls weißt du das schon eine Woche vorher, spätestens jedoch einige Stunden vor Trainingsbeginn, damit du immer noch reagieren kannst.
Damit die Absagen nicht bis eine Stunde vor Trainingsbeginn eintrudeln (das kommt tatsächlich immer wieder vor), kannst du eine klare Frist setzen, bis wann abgesagt werden muss. Bei mir ist das z.B. um 13:00 Uhr am Tag des Trainings. Alle Absagen, die später als 13:00 Uhr eintreffen, werden sanktioniert.
Natürlich gibt es aber auch Gründe, die nicht vorherzusehen sind, wie z.B: Stau, Überstunden, Krankheit oder Ähnliches. In diesen Situationen kann man dann entweder als Trainer improvisieren, oder einen Plan B aus der Tasche ziehen.
Bereite die Übungen für’s Training zeitnah vor
Eine zu kurzfristige Ausarbeitung des Trainings setzt dich als Trainer unter Druck und lässt dich das Training bereits gestresst starten. Das merken deine Spieler und entsprechend überträgt sich deine Stimmung auch auf sie.
Wenn du hingegen gut vorbereitet loslegst, sind deine Spieler – genau wie du – entspannt und fokussiert und damit viel effektiver im Training.
Damit du nicht gestresst in’s Training startest, empfiehlt es sich, alle Übungen schon zeitnah vorzubereiten:
Du kannst dich hier selbst am besten unterstützen, indem du die Saison in verschiedene Zyklen unterteilst und für jeden Zyklus einen (oder mehrere) Schwerpunkte festlegst und entsprechende Übungen raussuchst. Damit hast du einen genauen Überblick über die kommenden Phasen und wirst nicht plötzlich überrascht, wenn die letzten drei Wochen wie im Flug vergangen sind.
Makrozyklus
Als Makrozyklus versteht man im Amateurfußball die Planung für ein ganzes Jahr unterteilt in Hin- und Rückrunde. Viele Trainer beziehen dies auf eine Saison und beginnen den ersten Makrozyklus im Sommer und den zweiten im Winter.
Profitipp: Betrachte einen Makrozykluswenn möglich als Kalenderjahr und nicht als Hin- oder Rückrunde, weil die eigentliche Vorbereitung auf die Saison im Winter stattfindet. Wenn du im Winter mit deinen Spielern richtig gearbeitet hast, musst du im Sommer nicht wieder von 0 anfangen, sondern kannst das Niveau halten und gleich darauf aufbauen. So hast du über das ganze Jahr gesehen einen viel besseren Leistungszuwachs.
Mesozyklus
Ein Mesozyklus betrifft einen Zeitraum von 4 – 12 Wochen. Im Amateurfußball empfehle ich immer einen Zeitraum von 4 Wochen anzunehmen (wobei das natürlich von dem Schwerpunkt abhängig ist, den du gewählt hast).
Überlege dir also in welchen Bereichen du in den nächsten 4 Wochen trainieren möchtest, erstelle einen groben Plan und baue entsprechende Übungen ein.
Mikrozyklus
Als Mikrozyklus bezeichnet man eine Trainingswoche oder auch nur eine Einheit. Hier gehst du am besten von einer ganzen Trainingswoche inklusive Spiel aus. Im Mikrozyklus kannst du nochmal einen detaillierten Plan mit allen Übungen und Einheiten erstellen und auch kurzfristig nochmal auf Änderungen reagieren. Überlege dir also am besten nach dem Spiel am Wochenende, wie du die nächste Woche konkret gestalten möchtest und erstelle deine Trainingseinheiten.
Wenn du deinen Makro- und Mesozyklus fertig erstellt hast, solltest du dich jetzt während der Woche sehr leicht tun das Training zu planen und nur wenig Zeit investieren müssen.
Gehe die Trainingseinheit einmal mental durch
Bevor du die Übungen auf dem Platz mit deinen Spielern trainierst, solltest du die gesamte Trainingseinheit noch einmal mental durchgehen und überprüfen, ob du auch an alles gedacht bzw. nicht etwas vergessen hast:
- Kommen alle Spieler rechtzeitig zum Trainingsbeginn?
- Sind noch andere Mannschaften auf dem Trainingsplatz?
- Können alle Spieler alle Übungen mitmachen?
- Passen die Abläufe in den Übungen?
- Sind bei Pass- oder Schussübungen alle Positionen auch nach einem Wechsel besetzt?
2) Bringe Abwechslung ins Training
Nichts demotiviert deine Spieler stärker als wenn sie schon wissen, wie das Training aussehen wird.
Wenn dich deine Spieler zu Beginn des Trainings fragen, ob ihr heute wieder das und das macht, ist das ein klares Anzeichen dafür, dass nicht genug Abwechslung drin ist.
Allerdings darfst du dich auch nicht verrückt machen lassen und es mit der Abwechslung übertreiben. Es macht durchaus Sinn, gewisse Spielsituationen, Passformen, etc. in gewissen Abständen zu wiederholen. Zum Einen, weil deine Spieler dann mental nicht so viel arbeiten müssen und sich auf die dahinterstehende Technik oder Taktik konzentrieren (ganz wichtig z.B. bei Techniktraining!). Zum Anderen überfordert ständige Abwechslung deine Spieler, weil sie z.B. gar nicht mehr wissen, wie sich nun taktisch verhalten müssen.
Abwechslung ist wichtig, aber im richtigen Maße.
Du kannst Abwechslung in’s Training bringen, indem du verschiedene Übungsformen für dasselbe Ziel einsetzt. Wenn du z.B. an der Schnelligkeit deiner Spieler arbeiten möchtest, kannst du in der einen Woche mit fliegendem Start auf Zuruf arbeiten und in der Woche drauf mit einem visuellen Signal (nur wenn du die rechte Hand hebst, dürfen die Spieler starten).
3) Zeige deinen Spielern ihren Fortschritt
Vermutlich denken die meisten Fußballer, dass sie wenig oder gar keine Fortschritte im Training machen. Das ist aber auch gar nicht verwunderlich, weil sie sich zum Einen gar nicht selbst sehen und zum Anderen mindestens drei Einheiten pro Woche haben und die Fortschritte von Einheit zu Einheit nur sehr gering sind.
Dadurch fällt deinen Spielerm (und auch dir) der Fortschritt oft gar nicht auf, obwohl es sehr wohl einen gibt.
Nimm z.B. mal die Körpergröße eines Kindes als Referenz. Bei deinem eigenen Kind fällt dir überhaupt nicht auf, dass es größer geworden ist, weil du es jeden Tag siehst und den Fortschritt daher nicht wahrnimmst. Aber wenn du dann mit ihm nach einiger Zeit zu entfernten Verwandten fährst, schlagen diese die Hände über den Köpfen zusammen und staunen, wie groß dein Kind doch gerworden ist.
Um den Fortschritt deiner Spieler zu sehen, solltet ihr also einen längeren Zeitraum betrachten, z.B. 4 – 8 Wochen. Es empfiehlt sich auch einen Status quo für jeden Spieler vor der Vorbereitung anzulegen und einen Status quo nach der Saison. Damit kannst du ganz klar erkennen, ob und was sich getan hat.
Indem du deinen Spielern den Fortschritt zeigst, bindest du sie in den Prozess ein und erhöhst damit ihr Interesse und ihr Engagement im Training dramatisch.
4) Schaffe Vorfreude auf’s Training
Hast du die Aussage „die schönste Freude auf der Welt ist Vorfreude“ schon einmal gehört?
Verschiedene Studien versuchen seit einiger Zeit Glück und Glückempfinden bei Menschen messbar zu machen. Unter anderem durch Fragebögen, bei denen das subjektive Glücksemfpinden abgefragt wird (über die Herangehensweise und die Aussagekraft der Tests lässt sich definitiv streiten, leider haben wir aktuell aber nichts besseres…).
Heraus kamen bisher einige interessante „Funde“. Unter anderem, dass mehr Geld ab einer gewissen Schwelle (ich glaube das war ein Jahreseinkommen von 80.000€ – etwas in der Größenordnung) nicht mehr glücklicher macht oder dass das Glückgefühl nach einer neuen Anschaffung, egal in welcher Größenordnung (Auto, Haus, neue Fußballschuhe, etc.) sehr schnell wieder auf das Ursprungslevel zurückgeht.
Die Wissenschaftler ziehen daraus zwei Schlussfolgerungen:
- Menschen haben ein festgesetztes Glückslevel (z.B. 7 auf einer Skala von 1 – 10) und können dieses nur temporär unter- oder überschreiten.
- Nicht die tatsächliche Anschaffung, sondern die Erwartung und das Wissen über die Anschaffung lösen Glückgefühle aus.
Für uns Fußballtrainer kann man also folgendes interpretieren: Entscheidender für das Glücksempfinden der Spieler ist die Vorfreude auf das Training und nicht das Training selbst.
Die Vorfreude deine Spieler kannst du auf diese Arten steigern:
- Gib ihnen einen Hinweis auf eine lustige, interessante oder neue Übung im kommenden Training/Trainingswoche
- Schicke Videos von ähnlichen Übungen in eure Gruppe
- Erkläre deinen Spielern, warum ihr diese Übung/Schwerpunkt gewählt habt
- Binde sie ins Training ein, indem du sie nach Variationen der Übung fragst
- Erkläre ihnen wie sie sich genau durch diese Übung verbessern und was sie danach können
5) Kenne deine Spieler
Der Amateurfußball hat den Spruch „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“ geprägt. Denn genau das ist er für viele Spieler: Eine Nebensache, bei der man einen Ausgleich zum (Arbeits-) Alltag herstellen kann, sich bewegen kann und mit Freunden Zeit verbringen kann.
Als Trainer ist es wichtig zu wissen, welcher deiner Spieler aus welchem Grund zum Training kommt (oder nicht kommt) und warum er oder sie überhaupt Fußball spielt.
Ist es der Wettkampfcharakter, wie bei vielen ab der Bezirksliga und höher?
Ist es der soziale Aspekt, das gemeinsame Sporttreiben und das Bierchen danach?
Je nachdem welche Motivation deine Spieler haben, kannst du sie auch über genau diesen Punkt ins Training bringen: Trainierst du im höherklassigen Amateurbereich, hast du wahrscheinlich viele Spieler im Team, die sich mit anderen messen wollen und kannst im Training entsprechend viel mit Wettkämpfen arbeiten.
Hast du hingegen viele Spieler, die wegen des sozialen Kontaktes ins Fußball kommen, kannst du auch das nutzen, indem du im Anschluss an das Training das Gemeinschaftsgefühl stärkst und alle zum Sitzenbleiben einlädst.
Wollen deine Spieler nach dem Abschlusstraining eine detaillierte Gegnervorstellung hören oder haben sie andere Pläne (Kino, Freundin, Kinder, etc)? Meiner Erfahrung nach sind die meisten Spieler nicht an einer langen und detaillierten Analyse/Gegnervorstellung/Spielersitzung interessiert. Das muss auch gar nicht sein, weil du die meisten Aspekte daraus bereits unter der Woche einfließen lassen kannst (dadurch merken die Spieler sogar meist gar nicht, dass sie gerade gezielt arbeiten).
Es liegt also an dir, deine Spieler zu kennen und jeden einzelnen persönlich abzuholen. Deshalb bist schleißlich auch du der Trainer und trägst die Verantwortung für deine Mannschaft.
Wenn du dir diese 5 Aspekte (oder Teile daraus) zu Herzen nimmst und sie in dein Training einfließen lässt, wirst du bestimmt schnell feststellen, dass sich die Trainingsbeteiligung deiner Mannschaft erhöht und nebenbei auch die Stimmung besser wird.
Wie immer hoffe ich, dass ich dich mit meinen Ausführungen in deinem Trainerdasein unterstützen konnte und freue mich auf deine Meinung oder persönliche Hinweise von dir zu diesem Thema in den Kommentaren!
Alex
Hallo, bis auf 2 Tipps die hier beschrieben sind, mache ich die restlichen Sachen schon seid jahren. Es kommt auf die Spieler an. Wenn man eine Mannschaft hat, die schon mit der Einstellung zur Sache so steht, dass man nur ins Training geht, wenn die Sonne scheint oder wenn man einen guten Tag hat, dann kann man als Trainer alles mögliche anstellen und wird die Anzahl der Spieler im Training nicht erhöhen. Die Tipps sind aber wirklich gut und man sollte auf alle Fälle immer vorbereitet sein auf das Training und man sollte immer einen Plan B dabei haben, falls kurz vor dem Training doch noch 3-5 Spieler absagen. Das kommt in den unteren Klassen immer mal vor.
Hallo Michael,
da bin ich ganz auf deiner Seite! Man kann niemanden dazu zwingen, ins Training zu kommen und ohne eine gewisse Motivation bist du als Trainer auch machtlos.
Ich habe aber auch festgestellt, dass manche Spieler nach einigen Wochen immer häufiger ins Training kommen, wenn sie merken, dass „Zug drin ist“ und kein 0-8-15-Training gemacht wird.
Viel Erfolg weiterhin!