Die Vorbereitungsplanung ist alles andere als simpel. Wer als Trainer schon einmal eine gesamte Vorbereitung geplant hat, weiß das.
Eine gelungene Vorbereitung zu planen ist aber auch kein Hexenwerk! In diesem Artikel möchten wir dir zeigen, welche Fehler du unbedingt vermeiden musst, um deine Spieler nicht zu überfordern.
Fehler #1: Zu viele Spiele!
Viele Trainer denken sich, dass nichts so gut auf die Saison vorbereitet wie ein Testspiel. Wettkampfbedingungen, Sportartspezifisch und sowohl Kondition als auch das Spielerische wird gefördert. Etwas besseres gibt es nicht!
Hierzu sagen wir leise ja und ganz laut ABER:
- Als Trainer hat man nur wenig Einfluss auf die Belastung während eines Spiels. Nicht jedes Spiel verläuft gleich. Manche sind extrem kraftraubend, während manche eher locker sind. Das kann zu einer Überbelastung der Spieler führen, wenn nicht genügend Regenerationszeit eingeplant ist. Natürlich aber auch zu einer Unterbelastung, wenn der Trainingsreiz nicht hoch genug ist (Spiel gegen Unterklassigen Gegner, Positionsabhängig wenig intensives Spiel, etc.). Dadurch wird der Körper nicht genügend belastet und es findet keine positive Anpassung statt – sprich die Spieler verbleiben auf demselben körperlichen Level.
- Nach einem Spiel benötigt jeder Spieler in etwa 3 Tage Pause, um vollständig zu regenerieren. Um nur 3 Tage zu brauchen muss aber eine gewisse Fitness vorhanden sein. Da man diese Fitness in der Vorbereitung erst aufbaut, macht es körperlich gesehen überhaupt keinen Sinn während einer Woche zwei oder mehr Spiele abzuhalten. Hier werden die Spieler von Anfang an überlastet, was unweigerlich zu Muskel- oder Gelenkbeschwerden führt!
- In den ersten beiden Vorbereitungswochen gilt grundsätzlich: Die Spieler sind körperlich noch nicht belastbar genug für 90 Minuten! Hier macht es viel mehr Sinn, mehr Trainingseinheiten anzusetzen mit vielen kurzen Spielformen. Abgesehen davon, dass in den ersten beiden Wochen ohnehin erst das spielerische Grundkonzept beigebracht werden muss und das technische und taktische Level jedes Spielers wieder auf sein Grundniveau gebracht werden muss. Wettkampfbedingungen sind hier nicht förderlich, sondern vielmehr hinderlich. Das zeigt sich übrigens auch bei jedem Verein, der ab Woche 1 Vorbereitungsspiele abhält: Die ersten beiden Spiele sind meist sehr durchwachsen. Das wird dann oft auf die frühe Phase in der Vorbereitung abgetan, was auch stimmt. Sollte einem Trainer das aber nicht zeigen, dass es einfach noch zu früh für Vorbereitungsspiele ist?
- Als Faustformel für die richtige Anzahl an Vorbereitungsspielen gilt:
Vorbereitungswochen – 2 = optimale Anzahl an Spielen
Bei 6 Wochen wären das also 4 Spiele.
Fehler #2: Zu viel Fokus auf Grundlagenausdauer
Besonders in der Wintervorbereitung ist das ein leidiges Thema! Bei einer 6-wöchigen Vorbereitung werden meist 3 Wochen mit Grundlagenausdauer vergeudet (meist auch noch im falschen Belastungsbereich – mehr dazu in unserem Artikel über Grundlagenausdauer), während diese Zeit viel effektiver genutzt werden kann.
6 Wochen Vorbereitung sind bereits zu kurz, um noch Grundlagenausdauer zu trainieren. Diese kann bei einer 8-wöchigen Vorbereitung in den ersten beiden Wochen im Fokus stehen, darf aber keinesfalls weiter zum Beginn des Saisonstarts trainiert werden.
Grundsätzlich ist Grundlagenausdauer für einen Fußballer dazu da, Belastungen länger standzuhalten und sich von vergangenen Belastungen zeitnah zu erholen. Mit einer guten Grundlagenausdauer starten man also in die Vorbereitung und fängt nicht erst an diese zu trainieren!
In den 6 Wochen vor Saisonstart gilt es die Spieler spezifisch auf die Belastungen vorzubereiten, denen sie während der Saison auch ausgesetzt sein werden. Das bedeutet, dass extrem viel im anaeroben Bereich, mit kurzen Strecken und hohen Intensitäten gearbeitet werden muss (unsere Artikel über Grundlagenausdauer und Energiebereitstellung im Fußball gehen genauer auf diese Thematiken ein).
Als Faustregel kann man sich hier merken:
Wie man trainiert, so spielt man auch. Trainiert man lange weniger intensive Läufe, wird man auch im Spiel diese Belastung suchen (Dauerläufer, die jedes Sprintduell verlieren). Fußball wird immer dynamischer. Die Anzahl an kurzen Sprints nimmt quer durch jede Liga von Jahr zu Jahr zu. Auch die Trainingsmethoden der Trainer müssen sich hierauf einstellen.
Fehler #3: Zu wenig Regeneration!
„In der Vorbereitung müssen die Spieler müde sein, sonst ist es keine richtige Vorbereitung.“
„In der Vorbereitung hat man schwere Beine.“
Diese und ähnliche Sprüche kennen wir noch aus unserer eigenen Vergangenheit. Wir können hier nur den Kopf schütteln und allen Trainern, die das Beste für ihre Spieler wollen folgendes sagen: Diese Philosophie ist genauso falsch wie alt!
Während einer 6- oder 8-wöchigen Vorbereitung müssen verschiedene Mikro- und Makrozyklen geplant werden (Mikrozyklus = 1 Woche, Makrozyklus = mehr als 1 Woche). Ein guter Konditionstrainer plant jeden Mikrozyklus so genau, dass alle Spieler am Ende dieses Zyklus so viel Regenerationszeit haben, dass sie „frisch“ in den nächsten Mikrozyklus starten können.
Wenn den Spielern nicht ausreichend Zeit für die Erholung im Mikrozyklus gegeben wird, steigen sie unweigerlich bereits erschöpft in den nächsten Mikrozyklus ein. Dieser raubt ihnen dann erneut Kraft. Wenn auch nach dem zweiten Mikrozyklus nicht genügend Zeit zur Erholung gegeben wird, tritt eine abwärts gerichtete Teufelsspirale (siehe auch unseren Artikel zur Superkompensation) in Kraft und die ermüdeten Spieler fangen schnell an, sich zu verletzen!
Wir hoffen, Dir mit diesen wertvollen Tipps die Planung für Deine nächste Vorbereitung etwas erleichtern konnten!
Schreib Deine Fragen oder Anregungen zu diesem komplexen Thema gerne in die Kommentare!
Alex Delpy